3. Es ist nicht / Reihe: Das Tetralemma der Leere

Folge 3 der Reihe – Das Tetralemma der Leere – Vier Tore ins Grundlose – Eine poetisch-philosophische Serie über Auflösung, Haltlosigkeit und die Freiheit jenseits aller Gewissheiten.

Das Tetralemma (catuṣkoṭi) geht auf die Lehre Nāgārjunas zurück, den großen Meister des Mittleren Weges. Es beschreibt vier Positionen des Denkens – Es ist. Es ist nicht. Es ist und es ist nicht. Es ist weder noch. – die Schritt für Schritt jede Behauptung entziehen und in die Erfahrung von Leere führen. Diese Reihe lädt dazu ein, diese Tore nicht als logisches Spiel zu verstehen, sondern als innere Bewegung. Ein Weg, der nicht Halt schenkt, sondern Freiheit. Ein Atem in die Grundlosigkeit.

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Nach dem ersten Halt folgt der Entzug. Es ist nicht.
Alles, was eben noch als wirklich erschien, wird in Frage gestellt. Formen zerfallen, Gedanken entgleiten, selbst der Atem, an den wir uns klammern, erweist sich als flüchtig. In der Tiefe dieser Erfahrung bleibt nichts zurück, was sich greifen ließe.

„Es ist nicht“ – das klingt nach Verlust, nach Bedrohung, nach dem Boden, der uns unter den Füßen weggezogen wird. Doch in Wahrheit öffnet sich hier ein Tor, das uns die Wirklichkeit anders sehen lässt. Nichts ist fest. Nichts bleibt. Alles, was wir als wahr empfanden, entzieht sich unserer Hand.

Dies ist nicht das Ende, sondern eine Befreiung. Denn wo nichts ist, dort entsteht Raum. Der Geist, der sonst ständig festhalten will, erfährt in dieser Verneinung einen Schock – und zugleich eine ungeahnte Weite. Es ist nicht ist kein Abgrund, sondern das erste Aufatmen im Grundlosen.

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Diese Reihe findet sich wieder in Band XII – DIE FREIHEIT DES NICHTS
(Nāgārjuna – Tetralemma & der Mittlere Weg) aus der Buchreihe WEISHEITSWISSEN. / Kategorie: Spirituelle Philosophie & Weisheitsliteratur für den inneren Weg (erscheint Februar 2026)