4. Die Leere denkt nicht / Reihe: Spiegel des Bewusstseins

Spiegel des Bewusstseins – Zwischen Illusion und Ursprung – Eine poetisch-philosophische Serie über Bewusstsein, Spiegelung und das Erwachen im Raum des Einen.

Diese Reihe geht – wie das Tetralemma der Leere – auf die Lehre Nāgārjunas zurück, den großen Meister des Mittleren Weges. Während das Tetralemma jede Behauptung auflöst, spiegelt diese Reihe die Bewegungen des Bewusstseins selbst. Sie fragt nicht, was wahr ist, sondern wer schaut, wenn Wahrheit vergeht. Ein stiller Weg zwischen Licht und Leere – eine Einladung, nicht zu wissen, sondern zu sehen.

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Der Spiegel schweigt. Er erklärt nichts, er urteilt nicht, er trägt keine Gedanken. Alles, was sich in ihm zeigt, vergeht mit dem Blick. Er bleibt unberührt – leer, still, unbeweglich.

So erinnert er daran: Denken ist Bewegung, Bewusstsein ist Raum. Wenn das Denken verstummt, bleibt nicht Leere im Sinne von Nichts, sondern jene Weite, in der Gedanken kommen und gehen. Leere ist nicht Abwesenheit, sondern das Schweigen, das allem zugrunde liegt.

Die Leere denkt nicht. Sie braucht kein Urteil, keine Benennung, keine Sprache. Und gerade darin offenbart sich ihre Fülle: Sie ist Ursprung, sie ist Träger, sie ist der Grund, in dem alles wurzelt.

Wer dieser Leere begegnet, mag zunächst Angst spüren – das Ego fürchtet sein Ende. Doch hinter dieser Angst liegt eine andere Erfahrung: die stille Gewissheit, dass nichts fehlt, auch wenn kein Gedanke bleibt. Hier endet das Suchen, hier beginnt das Sein.

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Diese Blogreihe „Spiegel des Bewusstseins“ findet ihre inhaltliche Heimat in Band XII – DIE FREIHEIT DES NICHTS (Nāgārjuna – Tetralemma & der Mittlere Weg) aus der Buchreihe WEISHEITSWISSEN. / Kategorie: Spirituelle Philosophie & Weisheitsliteratur für den inneren Weg (erscheint Juni 2026).