4. Es ist & es ist nicht / Reihe: Das Tetralemma der Leere

Folge 4 der Reihe – Das Tetralemma der Leere – Vier Tore ins Grundlose – Eine poetisch-philosophische Serie über Auflösung, Haltlosigkeit und die Freiheit jenseits aller Gewissheiten.

Das Tetralemma (catuṣkoṭi) geht auf die Lehre Nāgārjunas zurück, den großen Meister des Mittleren Weges. Es beschreibt vier Positionen des Denkens – Es ist. Es ist nicht. Es ist und es ist nicht. Es ist weder noch. – die Schritt für Schritt jede Behauptung entziehen und in die Erfahrung von Leere führen. Diese Reihe lädt dazu ein, diese Tore nicht als logisches Spiel zu verstehen, sondern als innere Bewegung. Ein Weg, der nicht Halt schenkt, sondern Freiheit. Ein Atem in die Grundlosigkeit.

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Das dritte Tor öffnet das Paradoxe. Es ist und es ist nicht. Beides zugleich, ohne Ausweg, ohne klare Entscheidung. Der Geist, der gewohnt ist, sich auf eine Seite zu schlagen, wird zerrissen zwischen Behauptung und Verneinung.

Doch gerade in dieser Spannung beginnt etwas Neues: ein Erkennen, das nicht mehr an der Oberfläche haftet. Sein und Nicht-Sein verschmelzen, wie Tag und Nacht, wie Atem und Pause, wie Welle und Meer. Die Gegensätze zeigen sich nicht länger als Feinde, sondern als zwei Gesichter derselben Wirklichkeit.

Hier weitet sich das Verständnis. Nicht mehr in der Logik, nicht mehr im Griff des Denkens, sondern in der Erfahrung, dass Wahrheit größer ist als jede Entscheidung. Es ist und es ist nicht – das Tor der Gleichzeitigkeit, das Tor, das uns zwingt, das Paradox auszuhalten. Und wer es aushält, der erkennt: Gegensätze sind keine Widersprüche, sondern Spiegel derselben Stille.

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Diese Reihe findet sich wieder in Band XII – DIE FREIHEIT DES NICHTS
(Nāgārjuna – Tetralemma & der Mittlere Weg) aus der Buchreihe WEISHEITSWISSEN. / Kategorie: Spirituelle Philosophie & Weisheitsliteratur für den inneren Weg (erscheint Februar 2026)